Methylprednisolon ist ein synthetisches Glukokortikoid, das dem körpereigenen Hormon Cortisol ähnelt, welches in der Nebennierenrinde produziert wird. Es wirkt stark entzündungshemmend und immunsuppressiv und wird zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt. Das Medikament ist in verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen erhältlich:
- Injektionslösung Methylprednisolonacetat: 20 mg/ml, 40 mg/ml und 80 mg/ml.
- Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung Methylprednisolonnatriumsuccinat: 40 mg, 125 mg, 500 mg, 1000 mg und 2000 mg.
- Tabletten: Methylprednisolon 2 mg, 4 mg, 8 mg, 16 mg, 24 mg und 32 mg.
- Rektalsuspension: Methylprednisolon 40 mg/Flasche.
Methylprednisolon wirkt entzündungshemmend, indem es die Aktivität von Entzündungsmediatoren wie Histamin, Leukotrienen und Prostaglandinen hemmt. Dadurch werden Entzündungssymptome reduziert.
Darüber hinaus unterdrückt Methylprednisolon die Aktivität des Immunsystems und hilft so bei der Behandlung von Krankheiten, die durch Immunreaktionen verursacht werden. Es wird auch in Kombination mit anderen Medikamenten zur Behandlung von Hormonstörungen eingesetzt.
Methylprednisolon wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt:
- Schwere bakterielle und virale Infektionen: Sepsis, septischer Schock, Mediastinitis, schwerer Typhus, Malaria tropica, Diphtherie, Keuchhusten, Mumps mit Komplikationen… zur Schockbekämpfung, Entzündungshemmung und Ödemreduktion.
- Allergische Erkrankungen: Medikamentenallergien, Hautallergien, Allergien der oberen Atemwege, Lungenallergien (Asthma).
- Systemische Erkrankungen: Lupus erythematodes, akutes rheumatisches Fieber, rheumatoide Arthritis.
- Bluterkrankungen: Akute Leukämie, idiopathische thrombozytopenische Purpura.
- Endokrine Erkrankungen: Adrenogenitales Syndrom, Nebenniereninsuffizienz, Androgenüberschuss, Hypoglykämie.
- Darüber hinaus wird Methylprednisolon bei Organtransplantationen eingesetzt.
Methylprednisolon ist in folgenden Fällen kontraindiziert:
- Magen-Darm-Ulzera.
- Dekompensierte Herzinsuffizienz, Bluthochdruck.
- Psychische Erkrankungen.
- Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz.
- Osteoporose, Glaukom.
Für Erwachsene beträgt die Anfangsdosis 6–40 mg Methylprednisolon pro Tag. Die Dosierung muss individuell an Alter, Gesundheitszustand und Schwere der Erkrankung angepasst werden.
- Behandlung schwerer Asthmaanfälle bei stationären Patienten: intravenöse Injektion von 60–120 mg Methylprednisolon alle 6 Stunden; nach Abklingen des akuten Anfalls orale Gabe von 32–48 mg täglich. Anschließend schrittweise Dosisreduktion.
- Behandlung akuter Asthmaanfälle: 32–48 mg Methylprednisolon täglich für 5 Tage, gefolgt von einer zusätzlichen Behandlung mit einer niedrigeren Dosis für 1 Woche, falls erforderlich.
- Schwere rheumatoide Arthritis: 0,8 mg Methylprednisolon/kg/Tag aufgeteilt in mehrere Dosen, anschließend Fortsetzung der Therapie mit einer Einzeldosis täglich, gefolgt von einer schrittweisen Reduktion auf die niedrigste wirksame Dosis.
- Chronische Colitis ulcerosa: im leichten Fall Rektalapplikation (80 mg), im schweren akuten Fall orale Gabe (8–24 mg/Tag).
- Rheumatoide Arthritis: Beginn mit 4–6 mg Methylprednisolon täglich. Höhere Dosen in akuten Phasen: 16–32 mg/Tag, anschließend schrittweise Reduktion.
- Chronische Arthritis bei Kindern mit lebensbedrohlichen Komplikationen: Methylprednisolon in der Stoßtherapie, 10–30 mg/kg/Stoß (meist 3 Stöße).
- Nephrotisches Syndrom: anfänglich 0,8–1,6 mg Methylprednisolon/kg/Tag für 6 Wochen, anschließend schrittweise Dosisreduktion über 6–8 Wochen.
- Schwere kurzzeitige allergische Reaktionen: intravenöse Injektion von 125 mg Methylprednisolon alle 6 Stunden.
- Autoimmunhämolytische Anämie: intravenöse Injektion von 1000 mg/Tag für 3 Tage oder orale Gabe von 64 mg Methylprednisolon täglich. Die Behandlung mit Methylprednisolon muss mindestens 6–8 Wochen dauern.
- Prophylaxe hämolytischer Reaktionen vor Bluttransfusionen bei Patienten mit autoimmunhämolytischer Anämie: intravenöse Injektion von 1000 mg Methylprednisolon.
- Sarkoidose: 0,8 mg Methylprednisolon/kg/Tag zur Remission. Erhaltungsdosis ab 8 mg/Tag.
Methylprednisolon kann viele Nebenwirkungen und negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, wenn es nicht richtig angewendet wird. Daher müssen Dosierung und Anwendung streng nach den Anweisungen des Arztes und Apothekers erfolgen und dem jeweiligen Behandlungsplan entsprechen.
Bei einer Anwendungsdauer von mehr als einer Woche nehmen Häufigkeit und Intensität der Nebenwirkungen (UAW) zu. Hier sind einige UAW von Methylprednisolon:
Häufige Nebenwirkungen, ADR > 1/100:
- Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem, die zu Schlaflosigkeit und Nervosität führen.
- Verdauungsstörungen.
- Nasenbluten.
- Gesteigerter Haarwuchs.
- Endokrines System und Stoffwechsel: erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus oder Verschlimmerung eines bestehenden Diabetes.
- Nerven, Muskeln und Knochen: Gelenkschmerzen.
- Auswirkungen auf die Augen: Katarakt, Glaukom.
Seltene Nebenwirkungen, die verschiedene Organsysteme betreffen, 1/1000:
- Zentrales Nervensystem: Schwindel, Psychosen, Pseudotumor cerebri, Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Halluzinationen, Stimmungsschwankungen, Delirium, Euphorie.
- Herz-Kreislauf-System: Ödeme, Bluthochdruck.
- Haut: Hautatrophie, Purpura, Hyperpigmentierung.
- Endokrines System und Stoffwechsel: Cushing-Syndrom, Wachstumsverzögerung, Glucoseintoleranz, Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, Hypokaliämie, Alkalose, Amenorrhoe, Hyperglykämie, Natrium- und Wasserretention.
- Verdauungssystem: Übelkeit, Erbrechen, Magengeschwüre, Blähungen, Ösophagitis, Pankreatitis.
- Nerven, Muskeln und Knochen: Osteoporose, Knochenbrüche, Muskelschwäche.
- Überempfindlichkeitsreaktionen.
Methylprednisolon verursacht selten schwere allergische Reaktionen. Rufen Sie jedoch sofort den Notarzt, wenn Anzeichen wie Schwindel, Atemnot, Hautausschlag, Juckreiz oder Schwellungen (insbesondere von Zunge, Gesicht und Hals) auftreten.
Methylprednisolon kann mit bestimmten Medikamenten interagieren:
- Hemmung des CYP3A4-vermittelten Glukokortikoid-Stoffwechsels: Makrolid-Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin), Azol-Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol), HIV-Medikamente (Ritonavir), Calciumkanalblocker (Diltiazem), Isoniazid.
- Verstärkung der Toxizität: kaliumsenkende Medikamente (Thiazide), Muskelrelaxantien (Cholinesterasehemmer).
Darüber hinaus können einige Medikamente die Wirksamkeit von Methylprednisolon verringern:
- Antikonvulsiva (Phenytoin, Phenobarbital), das Antibiotikum Rifampicin induziert den Methylprednisolon-Stoffwechsel.
- Antazida verringern die orale Absorption von Methylprednisolon.
Bei hoher Dosierung und langfristiger Anwendung von Methylprednisolon kann es zu einer verstärkten Funktion der Nebennierenrinde und einer Unterdrückung der Nebennieren kommen. Zu den Symptomen einer Überdosierung gehören Cushing-Syndrom, Osteoporose und Muskelschwäche. In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine sichere und wirksame Behandlung zu erhalten.
Um das Risiko einer akuten Nebenniereninsuffizienz zu vermeiden, darf das Medikament nach einer Langzeitbehandlung nicht abrupt abgesetzt werden, auch nicht bei sehr niedrigen Dosen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Osteoporose, psychischen Störungen, Magen-Darm-Ulzera, Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und bei Kindern im Wachstum. Systemisches Methylprednisolon sollte bei älteren Menschen mit Vorsicht und in der niedrigsten wirksamen Dosis für die kürzest mögliche Zeit angewendet werden. Die langfristige Anwendung von systemischem Methylprednisolon bei schwangeren Frauen kann zu einer leichten Beeinträchtigung des Neugeborenen führen. Die Anwendung des Medikaments während der Schwangerschaft erfordert eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken für Mutter und Kind. Methylprednisolon kann in die Muttermilch übergehen und sollte daher mit Vorsicht angewendet werden.