Im Zeitalter der Industrie 4.0 bietet das Internet Zugang zu einer Fülle von Informationen und Möglichkeiten. Doch nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen, um diese Welt uneingeschränkt zu nutzen. Menschen mit Behinderungen begegnen oft Barrieren im digitalen Raum. Barrierefreiheit, auch Accessibility genannt, sorgt dafür, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, am digitalen Leben teilhaben können. Was genau bedeutet Barrierefreiheit? Sie beschreibt die Möglichkeit für jeden, auf Dinge wie das Internet, Smartphones, öffentliche Verkehrsmittel usw. zugreifen zu können – ohne Einschränkungen. Barrierefreiheit bezieht sich auch auf den Zugang zu Geräten, Produkten, Dienstleistungen und Umgebungen für Menschen mit Behinderungen. Einfach ausgedrückt: Barrierefreiheit umfasst alle Maßnahmen und Lösungen, die es jedem ermöglichen, unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen, das Internet und Websites zu nutzen. Oft wird angenommen, Barrierefreiheit sei nur für Menschen mit Behinderungen relevant. Doch barrierefreie Websites profitieren auch von anderen Nutzern, wie Senioren, Menschen, die mobile Geräte verwenden, oder Personen mit langsamer Internetverbindung. Barrierefreiheit bedeutet Gleichberechtigung für alle, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Umständen.
Welche Arten von Behinderungen werden durch Barrierefreiheit unterstützt?
Nicht alle Menschen mit Behinderungen haben die gleichen Einschränkungen. Entwickler berücksichtigen unterschiedliche Bedürfnisse, um den Zugang zum Internet für alle so einfach wie möglich zu gestalten.
Sehbehinderungen
Sehbehinderungen umfassen Blindheit, Sehschwäche und Farbblindheit. Viele sehbehinderte Menschen verwenden Bildschirmlupen, um Inhalte zu vergrößern. Die meisten Browser und Betriebssysteme bieten daher Zoomfunktionen. Andere nutzen Screenreader, die digitale Texte vorlesen. Zu den gängigen Screenreadern gehören:
- Kostenpflichtige Produkte: JAWS (Windows) und Dolphin Screen Reader (Windows).
- Kostenlose Produkte: NVDA (Windows), ChromeVox (Chrome) und Orca (Linux).
- Integrierte Software: VoiceOver (macOS, iPadOS, iOS), ChromeVox (auf Chrome OS), Narrator (Windows) und TalkBack (Android).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit rund 500 Millionen Menschen sehbehindert, blind oder mit eingeschränkter Sehkraft leben. Eine große Anzahl von Nutzern hätte Schwierigkeiten, auf Online-Inhalte zuzugreifen, wenn diese nicht korrekt codiert wären.
Hörbehinderungen
Hörbehinderte Menschen haben ein eingeschränktes oder gar kein Hörvermögen. Hier sind Techniken erforderlich, die Textalternativen für Audioinhalte bieten. Anstelle von Videos mit gesprochenem Text können beispielsweise Untertitel hinzugefügt werden. Laut WHO leben etwa 470 Millionen Menschen weltweit mit Hörbehinderungen. Auch diese große Nutzergruppe sollte von Websites berücksichtigt werden.
Mobilitätseinschränkungen
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen haben Probleme mit der Bewegung, z. B. durch fehlende Gliedmaßen, Lähmungen oder neurologische oder genetische Erkrankungen, die zu Schwäche oder Kontrollverlust in den Gliedmaßen führen. Manche haben Schwierigkeiten mit der Mausnavigation, andere verwenden Kopfzeiger zur Interaktion mit dem Computer. Diese Art von Behinderung tritt häufig im Alter auf, ohne dass spezifische Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen müssen.
Kognitive Beeinträchtigungen
Kognitive Beeinträchtigungen umfassen ein breites Spektrum von Behinderungen, von geistigen Behinderungen bis hin zu altersbedingten Schwierigkeiten beim Denken und Erinnern. Zu dieser Gruppe gehören Menschen mit psychischen Erkrankungen (Depressionen, Schizophrenie) und Lernbehinderungen (Lese-Rechtschreibschwäche, ADHS). Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen haben oft Schwierigkeiten, Inhalte auf Websites mit unklarer oder inkonsistenter Struktur zu verstehen und sich zu merken. Eine barrierefreie Plattform für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen bietet:
- Inhalte in verschiedenen Formaten, z. B. Text-to-Speech und umgekehrt.
- Leicht verständliche Inhalte in einfacher Sprache.
- Hervorhebung wichtiger Informationen.
- Minimierung von Ablenkungen, wie z. B. Werbung.
- Konsistente Navigation und Layout.
- Einfache Authentifizierung ohne Kompromisse bei der Sicherheit.
- Verständliche Formulare mit klaren Fehlermeldungen und einfachen Lösungen.
Warum ist Barrierefreiheit so wichtig?
Barrierefreiheit ist gesetzlich vorgeschrieben
Barrierefreiheit ist ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit für Menschen mit Behinderungen. Sie ermöglicht den Zugang zu grundlegenden staatlichen Dienstleistungen, Informationen, sozialen Programmen usw. Websites bieten zudem Möglichkeiten für Bildung und Beschäftigung. Menschen mit Behinderungen können so an alltäglichen Aktivitäten teilnehmen, die für andere selbstverständlich sind, wie z. B. Nachrichten lesen oder online einkaufen. Aus diesen Gründen ist Barrierefreiheit für viele Organisationen weltweit gesetzlich vorgeschrieben.
Barrierefreiheit bietet Vorteile für alle Nutzer
Barrierefreiheit kommt nicht nur Menschen mit Behinderungen zugute. Die Verbesserungen durch Barrierefreiheit erleichtern die Nutzung des Internets für alle, einschließlich Senioren, Nutzern mobiler Geräte und Personen mit langsamer Internetverbindung.
Barrierefreiheit schafft Marktchancen
Barrierefreiheit ermöglicht es Unternehmen, ein breiteres Publikum zu erreichen. Die Umsetzung von Barrierefreiheitsrichtlinien eröffnet neue Märkte für Bildungseinrichtungen, Waren und Dienstleistungen. Dieser Artikel hat die Grundlagen von Barrierefreiheit erläutert und ihre Vorteile aufgezeigt. Menschen mit Behinderungen sind in ihren Möglichkeiten, zu hören, zu sehen, zu lesen oder zu verstehen, oft eingeschränkt. Die fortschreitende Digitalisierung führt dazu, dass Informationen und kulturelle Inhalte zunehmend online verfügbar sind. Es ist daher umso wichtiger, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu diesen Inhalten haben. Barrierefreiheit ermöglicht ihnen ein unabhängiges Leben. Wir hoffen, dass bald alle Websites barrierefrei gestaltet sind, damit jeder sie nutzen kann.