Die Liquidität 1. Grades, auch Current Ratio oder kurzfristige Liquidität genannt, ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Fähigkeit eines Unternehmens, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit seinen kurzfristigen Vermögenswerten zu begleichen. Sie spiegelt die kurzfristige Finanzlage und die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens wider.
Ein Unternehmen hat einen begrenzten Zeitraum, um Kapital zur Begleichung kurzfristiger Verbindlichkeiten zu beschaffen. Zu den liquiden Mitteln zählen Barmittel, Zahlungsmitteläquivalente und Wertpapiere, die kurzfristig in Bargeld umgewandelt werden können. Unternehmen mit einem größeren Bestand an liquiden Mitteln können kurzfristige Verbindlichkeiten leichter begleichen, wenn sie fällig werden, ohne langfristige, ertragsgenerierende Vermögenswerte veräußern zu müssen.
Die Liquidität 1. Grades wird nach folgender Formel berechnet:
Liquidität 1. Grades = Kurzfristiges Vermögen / Kurzfristige Verbindlichkeiten
Dabei gilt:
- Die Werte für kurzfristiges Vermögen und kurzfristige Verbindlichkeiten werden dem Jahresabschluss einer Abrechnungsperiode entnommen.
- Zum kurzfristigen Vermögen gehören die vorhandenen Vermögenswerte des Unternehmens wie: Barmittel, Zahlungsmitteläquivalente, Vorräte, Forderungen,…
- Kurzfristige Verbindlichkeiten sind Verbindlichkeiten, die innerhalb eines Jahres fällig werden, darunter: Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, kurzfristige Kredite, Steuerschulden,…
Beispiel: Ein Unternehmen hat ein kurzfristiges Vermögen von 1300 USD und kurzfristige Verbindlichkeiten von 1100 USD. Die Liquidität 1. Grades des Unternehmens beträgt = 1300 / 1100 = 1,18.
Das Ergebnis der Berechnung der Liquidität 1. Grades ist für das Unternehmen von großer Bedeutung und eine der Kennzahlen, die dem Management einen objektiven Überblick über die Finanzlage des Unternehmens in den verschiedenen Geschäftsperioden ermöglicht. Das Ergebnis der Liquidität 1. Grades zeigt an, ob die vorhandenen kurzfristigen Vermögenswerte des Unternehmens ausreichen, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Daraus kann das Management die Effizienz der Vermögensnutzung des Unternehmens beurteilen und Entscheidungen über die Kapitalbeschaffung treffen, falls die vorhandenen kurzfristigen Vermögenswerte nicht ausreichen, um die Schulden zu begleichen.
Ob die Liquidität 1. Grades eines Unternehmens hoch oder niedrig ist, spiegelt die Fähigkeit des Unternehmens wider, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen.
- Wenn Liquidität 1. Grades > 1: Die kurzfristige Zahlungsfähigkeit ist hoch, d.h. die kurzfristigen Vermögenswerte des Unternehmens reichen aus, um alle kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen.
- Wenn Liquidität 1. Grades < 1: Die kurzfristige Zahlungsfähigkeit ist niedrig, d.h. die kurzfristigen Vermögenswerte des Unternehmens reichen nicht aus, um alle kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Es ist jedoch zu beachten, dass eine niedrige Liquidität 1. Grades nicht gleichbedeutend mit einer Insolvenz des Unternehmens ist.
Darüber hinaus sagt eine hohe Liquidität 1. Grades nicht unbedingt aus, dass die Finanzen des Unternehmens gut sind. Denn die im Jahresabschluss ausgewiesenen Zahlen sind nur allgemeine Zahlen. Daher muss die Liquidität 1. Grades mit anderen relevanten Kennzahlen kombiniert werden, um die Finanzlage des Unternehmens genauestens darzustellen.
Wenn man sich nur auf die Liquidität 1. Grades stützt, kann man keine sichere Aussage über die kurzfristige Vermögenslage des Unternehmens treffen. Deshalb gibt es die Liquidität 2. Grades (Quick Ratio) als Ergänzung zur Liquidität 1. Grades. Die Liquidität 2. Grades, auch als Schnellliquidität bezeichnet, konzentriert sich auf Vermögenswerte mit hoher Liquidität wie Barmittel und Zahlungsmitteläquivalente.
Daher sollte im Falle eines Unternehmens, das die Zahlungsfähigkeit in einem sehr kurzen Zeitraum genau berechnen muss, die Liquidität 2. Grades verwendet werden. So kann das Unternehmen die nächsten Schritte zur Begleichung aller kurzfristigen Verbindlichkeiten festlegen, falls die Schnellliquidität zu niedrig ist.